Den Motorrad Bordcomputer "MotCom" habe ich für meine alte CB750 entwickelt.
Hauptsächlicher Anlass dafür war, dass mir der in den Ölstutzen eingeschraubte Öltemperaturmesser auf die Nerven ging. Er war während der Fahrt einfach nicht ablesbar. Und insbesondere bei sommerlichen Motorradurlauben in den Süden ist ein regelmäßiger Blick auf die Öltemperatur bei einem luftgekühlten Motor schon angebracht.
Ein weiteres Feature, das von Anfang an für den MotCom angedacht war, war auch noch eine Uhr - der suchende Blick zum nächsten Kirchturm war dann halt doch irgendwann lästig (wir sprechen hier von Zeiten, als man noch mit dem Finger auf der Karte navigiert hat und nicht per Navi, auf dem üblicherweise auch eine Uhrzeit angezeigt wird...).
Nach und nach kamen dann noch die anderen Funktionen dazu. Inzwischen ist das der Funktionsumfang:
- Uhrzeit
- Geschwindigkeit
- Drehzahl numerisch
- Drehzahl als Balkenanzeige
- Eingelegter Gang
- Distanz
- Brutto Fahrzeit
- Brutto Durchschnittsgeschwindigkeit
- Netto Fahrzeit
- Netto Durchschnittsgeschwindigkeit
- Öltemperatur
- Außentemperatur
- Bordspannung
- Benzinstand (in Kombination mit dem separaten Benzinsensor-Projekt
- Neigungswinkel
Das MotCom System besteht aus einer Zentrale, die unter der Sitzbank verbaut ist und in der alle Messungen und Berechnungen gemacht werden und einer Konsole am Lenker, die die Anzeige und die Bedientasten enthält.
Das folgende sind einige Screenshots und Fotos der Hardware. Das "N" rechts oben in den Screenshots ist die Ganganzeige, die dauerhaft in allen Anzeigemodi angezeigt wird. Da die Fotos bei stehendem Motorrad gemacht wurden, wird immer "N" = Leerlauf angezeigt.
Rechenkern der Zentrale ist ein PIC16F883. Dieser wertet alle Sensoren aus und bedient die Anzeige- und Eingabekonsole. Hauptspannungsversorgung ist ein 5V Linearregler (IC2), der eingangs-seitig durch einen großen Kondensator C2 gepuffert ist, so dass die Schaltung auch noch einige ms nach Abschaltung der Zündung (wird über Pin INT erkannt) betrieben wird und der PIC Tourdaten wie gefahrene Strecke und Zeit in sein EEPROM abspeichern kann, bevor das Gerät abschaltet.
Eine zweite kleine Spannungsversorgung (IC1) ist im Dauerbetrieb und sorgt dafür, dass die Echtzeituhr (IC5) auch bei abgeschaltetem Motorrad weiterläuft. Sowohl IC1 als auch IC5 sind äußerst stromsparend, so dass keine Gefahr besteht, dass diese die Motorradbatterie auch bei längerer Standzeit ernsthaft entleeren würden.
Die analogen Temperatursensoren an JP1 und JP5 werden sehr einfach als Teil eines Widerstands-Spannungsteilers betrieben. Das entstehende Signal ist damit zwar nur annähernd aber trotzdem absolut ausreichend linear (Korrelation 0,999).
Zur Neigungsmessung wird der Beschleunigungs- und Neigungssensor IC8 verwendet. Die Motordrehzahl wird direkt am Drehzahlmesser des Motorrads abgegriffen, der aus dem Motorsteuergerät mit einer drehzahlabhängigen Pulsspannung versorgt wird. Die Eingangsschaltung im MotCom stellt lediglich sicher, dass der Bordpegel von 12V auf verträgliche 5V reduziert wird. Vom Vorderrad kommt das Raddreh-Signal, wobei ein Reedrelais drei mal pro Radumdrehung von Magneten geschlossen und wieder geöffnet wird.
Für die Messung des Benzinstands habe ich ein eigenes separates Steuergerät entwickelt, weil sich die ursprünglich angedachte Messung komplizierter gestaltet hat als gedacht. Diese Elektronik ermittelt den Benzinstand selbstständig und übermittelt das Ergebnis in einer Art UART-Übertragung.
JP5 ist die Verbindungsschnittstelle zur Anzeige- und Bedienkonsole, die über Q1 von der Zentrale ein- und ausgeschaltet werden kann.
Steuereinheit der Konsole ist ein eigener Microcontroller IC4, der die Überwachung der beiden Bedientasten, die Steuerung des Character-Displays und die Kommunikation mit der Zentrale übernimmt.
Schaltplan der MotCom Zentrale